Ausfall von 350 Milliarden Euro in acht Quartalen der Pandemie
KÖLN. In den zwei zurückliegenden Corona-Jahren (2020, 2021, die Red.) gab es in Deutschland einen Wertschöpfungsausfall in Höhe von rund 350 Milliarden Euro. Dabei kam es über die vergangenen acht Quartale zu Konsumeinbußen von insgesamt 270 Milliarden Euro. Zu diesem Ergebnis kommt das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in seinem aktuellen Kurzbericht (03/2022). Die Experten gehen hierbei sogar noch einen Schritt weiter: „Hätte es die Pandemie nicht gegeben, dann wären die Investitionen um rund 60 Milliarden Euro höher ausgefallen.“
Die erheblichen wirtschaftlichen Schäden der Pandemie zogen weitere Schwierigkeiten nach sich. So wurden im Frühjahr 2020 die Wertschöpfungsketten und Produktionsprozesse durch die global eingeschränkte Logistik enorm gestört. Zulieferungen erfolgten nur teilweise oder blieben sogar vollständig aus. So lag zum Beispiel die Industrieproduktion im April 202 um 30 Prozent unter Vorjahreswert, im vierten Quartal 2020 kam sie beinahe fast zum Stillstand. Besonders die Automobilindustrie erlebte einen gewaltigen Einbruch. Laut einer Konjunkturumfrage vom November 2021 ist davon auszugehen, dass die Produktion im industrieverarbeitenden Gewerbe auch im Jahr 2022 stark belastet wird (Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft).
Auch Arbeitnehmer:innen waren durch geschlossene Kindergärten und Schulen teilweise eingeschränkt und konnten ihrer Arbeit nicht wie gewohnt nachgehen. Doch die Ausmaße waren noch schlimmer, da viele Betriebe schließen oder Kurzarbeit anmelden mussten. Die Folge: Durch die Lockdown-Maßnahmen wie Schließungen von Restaurants, Teile des Handels und der allgemeinen Investitionszurückhaltung sank die nationale Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen erheblich. Das reale Bruttoinlandsprodukt lag im zweiter Quartal 2020 um gut 11 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Auch die Geschäfte mit dem Ausland gingen im Frühjahr 2020 stark zurück. Erst im dritten Quartal 2020 erholte sich der Welthandel und trug zur Steigerung der deutschen Exporte bei.
„Wertschöpfungs- und Einkommenslücke könne geschlossen werden (...)“
Trotz kräftiger Impulse und Konjunkturpakete waren die Einbußen beim privaten Konsum und bei den Investitionen frappierend. Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt weist über die acht vergangenen (Corona-)Quartale einen Verlust von 350 Milliarden Euro auf. Allein 150 Milliarden entfallen laut Berechnung der Experten hierbei auf das Jahr 2021. Sollten die Einschränkungen weiter bleiben, so würden sich die Verluste im ersten Quartal 2022 auf etwa 50 Milliarden Euro belaufen, schätzt das IW. Erst mit einem deutlichen Wirtschaftswachstum in den kommenden Jahren könne die aktuelle Wertschöpfungs- und Einkommenslücke geschlossen werden. | jck
Zur gesamten Studie: https://www.iwkoeln.de/studien/michael-groemling-oekonomische-verluste-nach-zwei-jahren-corona-pandemie.html